In Kopenhagens Innenstadt sind jetzt mehr Fahrräder als Autos unterwegs.
Warum? Weil konsequent sichere Radinfrastruktur gebaut wurde. Es gibt hier keinen Unterschied in der Kultur. Es ist schlicht billiger, zuverlässiger, schneller und gesünder, mit dem Fahrrad zu fahren. Also machen es die Leute, sobald man ihnen richtige Wege anbietet. Separiert von Auto- und Fußverkehr, mit glattem Belag, breit genug um einander zu überholen und mit eindeutiger Führung an jeder Kreuzung, deren Ampelschaltung zügig zwischen den Phasen wechselt.
Die dortige Stadtverwaltung hat erkannt, dass Radwege bei weitem günstiger als andere Modalitäten sind. Um es ganz deutlich zu machen: Die Investitionen der letzten zwölf Jahre in den Radverkehr waren günstiger als eine einzige Umgehungsstraße im Norden der Stadt.
Sicher herausragend sind die Brücken Cykelslangen und Bryggebroen, aber auch die ganz normalen Wege in der Stadt sind in einem sehr guten Ausbauzustand und überall da, wo man den Bord überwinden möchte, gibt es kleine Rampen:
Dieses Detail hat mir bei meinem Besuch im September am besten gefallen. Es ist eine simple und funktionierende Lösung für die Kehrseite der Wege auf den drei verschiedenen Niveaus (Kraftfahrezeuge unten, Fahrräder eine Stufe höher, Gehwege eine weitere Stufe höher), nämlich dass man nicht so gut die Straßenseite wechseln kann.
In Darmstadt ist das anders. Auf der Heidelberger Straße beispielsweise fährt niemand gerne Rad, aber auch Autoparken ist eine Qual:
Die Lösung wäre wohl, die Parkspur komplett aufzugeben und den Belag in einen fahrradtauglichen Zustand zu bringen. Aber nicht nur dort, sondern überall und dann sind wir schnell bei der Frage, wer das bezahlen solle und von welchem Geld.
Ich würde deshalb gerne mal seriös und ohne Schaum vom Mund für Darmstadt ausgerechnet wissen, was man hier an Stelle der 200 Mio Euro teuren Nordostumgehung machen könnte, um die Kopenhagenisierung zu vollziehen. Richtig geplant und umgesetzt, würde entlang der Hauptrouten die ein oder andere Kfz-Spur inkl. Parkplätze wegfallen, aber mit ihr auch der motorisierte Verkehr. Das ist die wichtigste Lehre: Das Mobilitätsbedürfnis der Menschen bleibt immer da, wie es in Verkehr umgesetzt wird, bestimmen die angebotenen Wege.
Die Feinstaubwerte wären plötzlich in Ordnung, die Menschen sicher und ein Stück glücklicher unterwegs. Die allerwenigsten fahren heute gern Rad in Darmstadt, aber auch im Auto ist es nicht leicht. Also sollte man in Darmstadt, eine Stadt die in ihrer Bevölkerung wächst, aber ihre Grenzen nicht ausdehnen kann, alles daran setzen, dass die Menschen gerne zu Fuß gehen und das Fahrrad nutzen. Wie man es macht, sieht man leicht in Kopenhagen.