Unter dem Titel Ride of Silence habe ich zusammen mit einigen Freunden und Kontakten aus der Darmstädter Radszene gestern eine Gedenkfahrt organisiert. Wir sind 10 km Strecke mit dem Rad abgefahren und hätten quasi an jeder Stelle anhalten können, um auf die gedankenlose Verkehrsführung für Radfahrer in Darmstadt hinzuweisen, die immer wieder für gefährliche Situationen sorgt. Da die Tour von der Polizei begleitet wurde, konnten alle sicher auf der Hauptfahrbahn unterwegs sein und mussten sich weder Konflikten mit der Infrastruktur noch mit Autofahrern hingeben. Auch die Fußgänger hatten ihren Raum, um die es mir immer besonders leid tut, wenn ein (benutzungspflichtiger) Radweg in den Gehweg gelegt wird.
Im November 2015 ist ein Radfahrer in Darmstadt überfahren worden, in ganz Deutschland waren es etwa 400. Eine Zahl, die mich nachdenklich macht, weil es doch gerade die Radfahrer sind, die sich für ein sozial wie ökologisch ausgewogenes Verkehrsmittel entscheiden und die planerische Vision der autogerechten Stadt in Frage stellen. Bewusst oder unbewusst stellen sie dieser den Entwurf einer menschengerechten Stadt gegenüber, in der Straßenverkehr ohne nennenswerte Gefahren, Schall- und Abgasemissionen Realität werden könnte. Unbestritten hat jeder Mensch den Drang zur Mobilität. In einer verdichteten Stadt sollte diese so behutsam und leise wie möglich verwirklicht werden, damit der öffentliche Raum keine bloße Transitzone, sondern auch für ein nettes Gespräch gut ist und hohe Aufenthaltsqualität bietet. Selbst für die Wirtschaft wäre es besser, weil Menschen mehr einkaufen, wenn sie gerne und oft in die Innenstadt kommen.
Kaum fand die Tour auf dem Karolinenplatz ihr Ende, brausten die Autos ungeduldig an uns vorbei und man hatte Schwierigkeiten das eigene Wort zu verstehen. Neben der Schweigeminute am Ghost Bike vielleicht der wichtigste Eindruck aus dem Ride of Silence.